Lieber draußen als im Netz

Johannis

Johannes der Täufer wird uns in der Tradition beschrieben als „leicht ökologisch angehauchter Wüstenheiliger“ (Fabian Vogt, Feier die Tage, Leipzig 2018). Er sei genau sechs Monate älter als Jesus. Er kleidet sich mit einem Gewand aus Kamelhaar. Er ernährt sich von Heuschrecken und wildem Honig. So hart, wie er sich selbst rannimmt, so knackig predigt er seinen Zeitgenossen: Nur durch entschiedene Umkehr, d. h. Neuausrichtung des Lebens, durch Schuldbekenntnis und Taufe durch Johannes seien sie bereit für die Rettung. „Ihr Otterngezücht, wer macht euch so sicher, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?“ So ruft er ihnen entgegen.

Wer da einen gewissen Fanatismus heraushört, liegt sicher nicht falsch. Auch die gedankliche Verbindung zu manchen modernen Propheten ist nicht an den Kamelhaaren herbeigezogen. Da ist aber der kleine Unterschied, der den Johannes vom Fanatiker unterscheidet:

Johannes kennt seine Grenzen. Er weiß um den anderen, er weist auf Christus. Deshalb ist Johannes auf dem Isenheimer Altar in Colmar auch mit einem überlangen Zeigefinger gemalt.

Weil er seine Grenzen kennt und anerkennt, deshalb bezeichnet Jesus ihn als den herausragendsten Menschen.